Kommentare
Startseite
Impressum

Der Bergbau im Wandel der Zeiten


Der Bergbau im Wandel der Zeiten



Dieser Bericht über den Bergbau erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit , er ist auch kein Ersatz für ein Fachbuch über den Bergbau , sondern er ist die Abschrift eines Referates , welches ich vor langer Zeit gehalten habe .

Nach wie vor verschafft es jedoch dem geneigten Leser in relativ kurzer Zeit einen groben Überblick über den Bergbau im Europa der letzten Jahrtausende und so hat es sich meiner Meinung nach diesen Platz verdient !




Bergbau im Wandel der Zeiten

Es mag jemandem , der die prähistorischen Periodenfolgen von der Steinzeit über die Bronzezeit bis hin zur Eisenzeit kennt , merkwürdig erscheinen , dass der älteste Bergbau der Welt dem Eisenerz Hämatit galt , und doch ist es so .

Es ging diesen frühesten Erzgräbern jedoch nicht um den Metallgehalt , sondern um die Farbkraft der Erze . Ocker und Rötel waren begehrt zur Bemalung des Körpers , zu magischen Zwecken des Jagdzaubers und bei Bestattungen .

In Südosteuropa wurden im Neolithikum die Toten im Grabe mit einer dicken Schicht Ocker bestreut , mit Rot , der Farbe des Blutes und des Lebens .

Diese Hämatit – Gruben wurden in Frankreich und Ungarn entdeckt . Es sind einfache Gruben in zwei Metern Tiefe unregelmäßig nach Süden geweitet . Ihr Alter ist mit ca. 35.000 Jahren anzusetzen . Als Werkzeuge wurden Spatel , Stichel und Meißel aus Tierknochen verwendet . Die gewaltigsten Hämatit – Gruben wurden in Südafrika entdeckt .

Durch bergmännische Gewinnung über Jahrzehntausende bis in unsere Zeit hinein sind dort weite Höhlen in Hämatitberegen entstanden . Die ältesten werden auf 30.000 Jahre geschätzt . Wegen der Gesteinshärte wurden bei der Weiterverarbeitung schwere Klopfsteine und Mörser und Stößel verwendet .




Der Feuersteinbergbau

Bereits sehr früh bevorzugten die Menschen den Feuerstein ( Flint , Silex ) als idealen Rohstoff zur Anfertigung ihrer Werkzeuge , denn im Gegensatz zu ande - ren Felsgesteinen und Mineralien wie Quarzit , Radiolarit oder Bergkristall läßt sich der Feuerstein hervorragend zurechtschlagen und dann fein bearbeiten .

Es ließen sich daraus Werkzeuge herstellen zum Schneiden , Schaben , Schlagen , Stechen , Kratzen und Bohren und man benutzte sie für den täglichen Gebrauch , als Waffen für die Jagd und den Kampf .

Im 3.Jahrtausend v. Christus , als sich für den Werkstoff Feuerstein bereits die Konkurenz des Kupfers abzeichnete , wurde in Mitteleuropa der Bedarf an gutem Feuerstein , aus dem man z.Beispiel große feinbearbeitete Dolche oder Beile herstellen konnte , zusehens größer .

Feuerstein dieser Qualität konnte nicht mehr nur gesammelt werden , er mußte „bergfrisch“ sein , d.h. er mußte bergmännisch gewonnen werden .

In Westeuropa und England , aber auch in Dänemark und Polen kam er in Kreide - und Kalkgebirgen , oft in flözartigen Schichten in guter Qualität vor . An zahlreichen Stellen waren jungsteinzeitliche Bergleute damit beschäftigt , den Feuerstein abzubauen . Dabei bediente man sich mehrerer Verfahren .

In England und Dänemark grub man 6 – 8 m weite , leicht trichterförmige Schächte durch die weiche Kreide bis in etwa 10 m Tiefe . Dort erreichte man eine Lage mit gutem Feuerstein .Von der Schachtsohle aus wurden niedrige und kleinräumige Strecken und Örter so vorgetrieben , dass man die Feuersteinknollen freikratzen und hereingewinnen konnte . Wegen der weichen Kreide mußte man starke Sicherheitspfeiler stehenlassen und sich auf die Umgebung des Schachtes beschränken . Wollte man weiter abbauen ,so mußte ein neuer Schacht abgeteuft werden .

In Westeuropa war das Gebirge meistens fester , die Schächte entsprechend enger (1 , 5 m ) und dafür bis zu 16 m tief .

Es wurden ausgedehnte Streckennetze entwickelt , die wegen der Verbesserung der Atemluft miteinander verbunden waren . Als Werkzeuge dienten vorwiegend Hirschgeweihgeräte , aus denen die bergmännischen Spezialgeräte Hacke , Keil und Krätzer gefertigt wurden .

In Deutschland sind mehrere Stellen bekannt , an denen unsystematisch nach Silex gegraben wurde wie z.Beispiel in Lengfeld , Krs. Kelheim .

Richtiger Bergbau ging aber – soweit bekannt – nur an zwei Stellen vor sich , in Aachen und am Isteiner Klotz bei Kleinkrems in Baden .

Hier wurden die Knollen mit schweren Rheinkieseln herausgeschlagen . Bei den Ausgrabungen 1951 zeigte sich , dass hier in zwei Sohlen gearbeitet wurde , Der Kalk wurde durch Feuersetzen zermürbt . Dies ist eine Technik , bei der das Gestein durch Feuer erhitzt und durch die nachfolgende Abschreckung mit Wasser zermürbt wurde .




Der Kupferbergbau

Im 2.Jahrtausend v. Christus hatte sich das Metall Kupfer und seine Legierung mit Zinn zu Bronze in Europa für Waffen , Geräte und Schmuck durchgesetzt .

In Nord- und Mitteldeutschland und in Dänemark entwickelte man eine große Fertigkeit in der Verarbeitung dieses Werkstoffes . Die Herkunft der Mertalle ist jedoch bisher ungeklärt .

Anders im Süden Mitteleuropas : Über den Mittersberg bei Bischofshofen in Österreich zieht sich über einen Bergsattel ein 1200m langer bis zu 15m tiefer Graben .

Es ist eine Pinge , der Rest eines gewaltigen Bergwerkes . Ein etwa 1,5m breiter , fast senkrecht stehender Erzgang aus Kupferkies trat hier aus und wurde in schrägen Schächten bis zu 100m unter dem heutigen Geländeniveau abgebaut .

Bei neuzeitlichem Greubenbetrieb wurden hier Arbeitsgeräte der ehemaligen Bergleute wie Bronzepickel , Holzschlägel , Fördertröge , Wassereimer , Stempel , Steigbäume für die Fahrung , angebranntes Holz vom Feuersetzen und der älteste Haspel der Welt gefunden .

Für die Ostalpen wird die Gesamtproduktion für die Bronzezeit auf rd. 50.000 to Kupfer geschätzt .

Der Kupferbergbau setzt mit seiner Gliederung der Arbeit in Erzsuche , Erzgewinnung , Aufbereitung und Verhüttung erstmals eine lange Kette beruflicher Spezialkenntnisse voraus .

Bergbau führte so zu einer entsprechenden Sozialgliederung , die sich aufgrund von Rangordnungen innerhalb der Handwerke weiter differenzierte .




Der Eisenbergbau

Seit dem 1 . Jahrtausend v. Christus gewinnt in Mitteleuropa das Eisen zunehmend an Bedeutung . Da seine Erze relativ häufig vorkommen , gibt es zunächst keine Schwerpunkte . Erst um ca. 500 v. Chr. entsteht ein solcher Produktionsschwerpunkt in den deutschen Mittelgebirgen .




Der Salzbergbau

Ebenfalls seit dem 1 . Jahrtausend v. Christus läßt sich der Bergbau auf das zuvor wenig genutzte Mineral Salz nachweisen .

Durch den erhöhten Salzbedarf bedingt durch die Klimaverschlechterung – besonders zur Fleischkonservierung wurde es genutzt – genügte es nicht mehr , das Salz aus den salzhaltigen Quellen ( z.B. Halle an der Saale , Bad Nauheim , Bad Reichenhall oder Schwäbisch Hall – hall altdeutsch Salz ) durch Kochen in großen Keramikbottichen zu gewinnen . Das Salz mußte nun bergmännisch gewonnen werden wie z.B. in den Salzbergwerken von Hallein und Hallstadt im Salzburgischen .

Im Lichtschein von Fackeln löste der Bergmann mit Bronzepickeln das Salz vom Gebirge . In einer Ledertasche nahm er Werkzeug und Nahrung mit nach unter Tage , in einem Tongefäß das Wasser .

In speziell entwickelten Tragen wurden die großen Salzbrocken durch die schrägen Stollen nach oben geschleppt .

Salzproduktion und Handel brachten der Bevölkerung über Jahrhunderte , mancherorts über die Römerzeit und das Mittelalter hinaus , Wohlstand und Reichtum

Der Reichtum offenbarte sich den Archäologen in zahlreichen Grabbeigaben aus kostbarem Schmuck , prachtvoll verzierten Waffen und wertvollen importierten Metallgefäßen , alles Dinge , die man den Toten für das Leben im Jenseits mitgab .

Nach diesen Besitztümern ehemaliger Salzbergleute und Händler wird die frühe Eisenzeit als „Hallstadtzeit “ bezeichnet .




Griechischer Bergbau

Die Athener gewannen ihr Silber in Laurion , einem Bergbaurevier im Süden der Halbinsel Attika . Dort finden sich die großartigsten Bergbaureste aus vorrömischer Zeit : Mehr als 2000 Schächte , manche bis zu 120m tief , zahllose Zisternen zur Speicherung der Winterregen und viele Ruinen ausgeklügelter Erzwaschanlagen . Sie waren so gebaut , dass das nur begrenzt vorhandene Wasser zurückgewonnen werden konnte .

Man schätzt das geförderte Material auf 100 Mill. to , das erschmolzene Blei auf 2 Mill. to , das Silber auf 8400 to .

Die Athenischen Bergwerke waren für die Geschichte der Stadt von überragender Bedeutung . 483 v. Chr. konnte Thermistokles die Bürger Athens dazu überreden , die zur Verteilung anstehenden Grubengewinne für den Bau von 200 Kriegsschiffen zu verwenden , mit denen dann 480 v. Chr. in der Schlacht bei Salamis die Perser vernichtend geschlagen wurden und damit für immer aus Europa vertrieben wurden .




Römischer Bergbau

Wie auf den Gebieten der Architektur , der Wasserversorgung , des Straßenbaus oder des Kriegswesens vollbrachten die Römer auch im Bergbau bedeutende Ingenieurleistungen . Bildete bis dahin das Grundwasser eine unüberwindliche Grenze auf dem Weg in die Tiefe , so waren römische Bergleute die ersten , die aufwändige Maschinen zur Wasserhaltung erdachten und bauten .

Beispiele dafür wurden in Spanien entdeckt , dem bedeutensten Bergbaurevier des römischen Imperiums . Besonders die Reviere von Huelva und Linares sowie das von Aljustrel in Portugal wurden in wahrhaft industrieller Größenordnung ausgebeutet , daher stammen Halden von Mill. to von Bergen und Schlacken .

In den starken Erzgängen wurden Teufen von über 200 m erreicht . Becherwerke und Wasserräder mit Schöpfkästen erlaubten es , unter den Grundwasserspiegel vorzudringen . Derartige Wasserräder waren Meisterwerke der Zimmermannskunst mit Durchmessern bis zu 4,65 m und 2 x 27 Speichen .

In San Domingo in Portugal hoben 14 hintereinander angeordnete Räder das aus Dränagen zulaufende Wasser 40 m hoch . Man darf dabei jedoch nicht vergessen , dass zu allen diesen Maschinen Menschenkraft die Antriebsenergie lieferte . Heere von Sklaven , Polybius spricht von 40.000 Bergarbeitern in Spanien , teuften die Schächte , trieben die Strecken voran , bauten mit Schlägel und Eisen die Erze ab , schleppten es in Trögen auf der Schulter zum Schacht , zogen es mit Haspeln nach über Tage , mahlten und wuschen es aus und verhütteten es in den Schmelzanlagen .

Aus dem 1. Jahrtausend n.Chr. ist uns auf zwei Bronzetafeln das Römische Berggesetz erhalten geblieben : Es beschrieb Verhaltensmaßregeln und Verbote und Strafen für die gegen die Verbote verstoßenden . Römischer Bergbau war auch in Deutschland häufig , konnte aber nur noch an wenigen Stellen nachgewiesen werden wie in Butzweiler - Kordel im Kreis Trier , Göllheim in der Pfalz , Wiesloch bei Heidelberg und Wallerfangen im Saarland .




Deutscher Bergbau

Der Bergbau im Mittelalter war im deutschen Raum maßgeblich geprägt von der Gewinnung der Eisenerzlagerstätten im Siegerland , die auf eine Tradition von 2500 Jahren zurückblicken kann .Bei Hilchenbach Müsen auf dem Altenberg wurde durch Ausgrabungen festgestellt , dass unmittelbar an den Schächten Häuser standen .

Hier wurde der sogenannte Eigenlehnerbergbau betrieben , d.h. dass eine Privatperson unter der Aufsicht eines Vogtes das Bergwerk betrieb und selbst die praktischen Arbeiten bewältigte .

Die Regelung der Verfügungsgewalt über die Erze machte die Entwicklung eines Bergrechtes erforderlich , den Anfand bildete im Hoch- und Spätmittelalter das Berggewohnheitsrecht , das vom Bergregal ausging :

Dem König oder Landesherrn und nicht dem Grundeigentümer stand das Recht zu , über die Bodenschätze zu verfügen . Gegen die Zahlung gewisser Abgaben – gemeinhin den Zehnten – überließ der Regalherr dieses Recht den Bergbauwilligen . Damit tauchte der Begriff der Bergbaufreiheit auf , der jedem – auch gegen den Willen des Grundeigentümers – zustand .



Später entstanden Bruderladen , vermutlich schon im 12.Jahrhundert . Sie waren als freiwilliger solidarischer Zusammenschluß der Bergleute zur Absicherung in Fällen von Krankheit , Invalidität und Tod gedacht . Die ersten Knappschaftgründungen als offizielle Institutionen lassen sich bis in diese Zeit zurückverfolgen .

Bereits im 14. und 15. Jahrhundert enthielten Bergordnungen eingehende Bestimmungen über das Knappschaftsrecht , das eine wichtige Basis des modernen Sozialversicherungsrechtes in Deutschland schlechthin geworden ist .

Die Bergleute stellten aufgrund ihrer besonderen Fachkenntnisse einen besonderen Stand dar , der zahlreiche Privilegien genoß . Als die Bauern noch Hörige oder Leibeigene waren , konnte sich der Bergmann als freier Mann fühlen . Er besaß das Recht auf Freizügigkeit und durfte Waffen tragen , war jedoch vom Kriegsdienst befreit .

Diese Vorrechte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen , dass die Bergleute dieser Zeit schon lange nicht mehr selbständige Unternehmer , sondern nur mehr fachlich spezialisierte Arbeitskräfte in einem Lohnverhältnis bei den Gewerken bzw. Gewerkschaften beschäftigt waren . Diese spezielle Unternehmensform des kapitalintensiven Bergbaus hatte sich in der frühen Neuzeit gebildet , einem Vorläufer der Aktiengesellschaft .

Die Erfindung des Göpels im ausgehenden Mittelalter und die Anwendung des Schwarzpulvers bei der Sprengarbeit setzten neue Maßstäbe . Der Göpel ermöglichte es , dass bei der Schachtförderung nicht mehr die menschliche Arbeitskraft , sondern die tierische eingesetzt werden konnte .



Im Revier von Mansfeld-Eisleben wurde bei Hettstedt zwischen 1783 und 1789 die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen .

Im Vergleich zu dem im 18.Jahrhundert bereits traditionsreichen Metallerzbergbaus ist die Geschichte des Steinkohlenbergbaus jung .

In der Bergordnung des Herzogs von Jülich - Geldern aus dem Jahre 1542 werden weder die Steinkohle noch die dabei beschäftigten Bergleute erwähnt .

Erst im Jahre 1766 wird mit dem Erlaß der „Revidirten Bergordnung für das Herzogtum Cleve , das Fürstentum Meurs und die Grafschaft Mark“ die Ausbeute der Steinkohle als nutzbares Mineral unter staatliche Aufsicht gestellt . Es galt das vom preußischen Staat geprägte und von anderen Landesherren übernommene Direktionsprinzip , nach dem den Gewerken als Eigentümern der Gruben nur das Recht der wirtschaftlichen Ausbeute bei Überschüssen oder die Pflicht der Zubuße zustand .

Alle anderen , mit dem eigentlichen Grubenbetrieb zusammenhängenden Aufgaben unterstanden der Aufsicht und Leitung der staatlichen Bergadminstration wie der gesamte Grubenbetrieb , die Haushalts - und Steuerabrechnungen , die „An - und Ablegung“ der Bergleute und die Gestaltung von Löhnen und Preisen .

Dieses Direktionsprinzip setzte sich auch in anderen deutschen Staaten durch und es lenkte den zunächst unkontrollierten Raubbau in geordnete Bahnen , erwies sich jedoch in der ersten Hölfte des 19.Jahrhunderts für den wirtschaftlichen und technischen Ausbau und den Aufschwung der Steinkohle als neuen Energieträger als hemmend , denn inzwischen hatte eine Reihe technischer Errungenschaften die Nachfrage nach Kohle erheblich gesteigert .

1.Dampfmaschine – Wasserhaltung
2.Verkokung v Steinkohle statt Holzkohle



Mit der Ablösung des Direktionsprinzips durch das Inspektionsprinzip 1850 als Ergebnis des neuen Berggesetzes war nun den Grundeigentümern die Selbstverantwortlichkeit für ihren Besitz überlassen worden , obgleich sie vor allem im Hinblick auf Sicherheitsvorkehrungen weiterhin staatlicher Kontrollen unterstanden ( Betriebspläne ) .

Der Durchbruch des Steinkohlenbergbaus zur Großindustrie in den sechziger und siebziger Jahren des 19.Jahrhunderts erforderte einen ungeheuren Arbeitkräftebedarf .

Mit dem preußischen Freizügigkeitsgesetz von 1861 war rechtlich die Möglichkeit zu Mobilität und Bevölkerungswanderung gegeben . Für den Ruhrbergbau kamen Arbeitskräfte vorwiegend aus Polen , Ost- und Westpreußen , Ober- und Niederschlesien .

In den großen Steinkohlenrevieren Westfalen , Oberschlesien und an der Saar kam es infolgedessen zu sozialen Spannungen und Konflikten , die schließlich zur Gründung von bergmännischen Interessenorganisationen führten .

So kam es 1869 in Waldenburg zur Gründung eines „Gewerkvereins deutscher Bergarbeiter“ .

Nach dem großen Bergarbeiterstreik im Jahre 1889 im Ruhrgebiet erfolgte die Gründung des „Alten Verbandes“ , dem direkten Vorläufer der heutigen Industriegewerkschaft Bergbau und Energie .



Auch technisch hatte dieses Jahrhundert einiges an Neuerungen erbracht .

Der sächsische Bergingenieur Karl Gotthelf Kind erprobte 1853 auf der Zeche Dahlbusch bei Gelsenkirchen erfolgreich sein Abbohrverfahren durch wasserdichtes Verkleiden des Schachtes , wenig später setzte sich der wasserdichte Ausbau mit gußeisernen Ringen ( Tübing ) durch , damit war der Schachttiefbau geboren .

Später wurde das Verfahren durch das Gefrierverfahren für den Bau von Schächten abgelöst , in Deutschland erstmalig 1902 in Marl in Westfalen erfolgreich angewandt .

In den achtziger Jahren kamen Seil- und Kettenbahnen als Fördermittel auf , um die Jahrhundertwende kamen Pferde in den Hauptförderstrecken zum Einsatz und um 1910 hatte sich die Lokomotivförderung auf den ersten Schachtanlagen durchgesetzt .

Durch den Einsatz großer Elektromotoren als Lüfter erfolgte der Einzug der Elektrizität in der Wetterwirtschaft zuerst , die Fördermaschinen wurden bis zur Jahrhundertwende dampfgetrieben , erst 1902 kam auf der Schachtanlage Zollern II in Dortmund Bövinghausen die erste elektrische Fördermaschine der Welt zum Einsatz .

Die epochemachenden Umwälzungen seit Beginn der Industriealisierung haben jedoch im Hereingewinnen der Kohle gelegen . Das gesamte 19.Jahrhundert hindurch erfolgte der Abbau der Kohle durch Handarbeit mit der Keilhaue und durch die Schießarbeit .



Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Handarbeit durch den preßluftgetriebenen Abbauhammer ersetzt . Der hölzerne Ausbau der Grubenbaue wurde durch den stählernen Ausbau ersetzt . Lange Zeit üblich waren Holzstempel mit stählernen Kappen .

Nach dem ersten Weltkrieg kam der Beton - und Stahlbetonausbau auf . Die technische Entwicklung bis 1945 wurde geprägt durch den Übergang vom Örter - zum Strebbau , durch Fortschritte in der Mechanisierung der Gewinnung und des untertägigen Transportes der Kohle , der Kohleverarbeitung und der Kohlechemie .

Hierbei erwies sich das von Fischer - Tropsch bzw . Bergius erfundene Kohleverflüssigungsverfahren als herausragende Erfindung . Zwischen 1934 und 1936 entstanden zahlreiche Synthese - und Hydrieranlagen .




Der neue Deutsche Bergbau

Im Jahre 1945 nach der Kapitulation stand der Steinkohlenbergbau sprichwörtlich vor dem Nichts . Zu den äußeren Schwierigkeiten wie zerstörte Anlagen und abgesoffene Schächte kam eine zunächst hemmende alliierte Verwaltung , die versuchte , den Verbund von Kohle und Stahl als Zusammenballung wirtschaftlicher Macht zu entflechten . Erst 1950 wurde die strenge Brennstoffbewirtschaftung in der Bundesrepublik aufgehoben .

1952 kam es zur Gründung der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl , der deutsche Steinkohlenbergbau lag mit den Förderzahlen unter den gesamten Vertragspartnern an der Spitze .

Die hohe Schichtleistung von über 4 to / MS ist das Ergebnis technischer , wirtschaftlicher und sozialer Rationalisierungsmaßnahmen großen Ausmaßes sowie energischer Anstrengungen um Technisierung und Vollmechanisierung unter Tage .

Großen Anteil hat hier zweifellos die Weiterentwicklung der Abbautechnologie . Besondere Fortschritte in der Gewinnungstechnik ermöglichten endgültig der Kohlenhobel und der Schrämmwalzenlader , sogar hydromechanisch wurde die Steinkohle schon hereingewonnen .

In den Jahren 1959 bis 1977 ging infolge des Absatzmangels wegen Dumpingpreisen bei Öl und Gas die Anzahl der fördernden Schachtanlagen von 141 auf 43 zurück , die Belegschaft unter Tage verringerte sich von rund 400.000 auf 192.000 , die Produktion ging dank der technologischen Weiterentwicklung jedoch nur von rd.140 Mill. to auf etwa 85 Mill.to zurück .

Der Absatzrückgang führte in dem heute besonders kapitalintensiven Steinkohlenbergbau zu Unternehmenskonzentrationen , deren Ergebnis der Zusammenschluß von 24 Bergwerksgesellschaften im Ruhrrevier zur Ruhrkohle AG war .

Seitdem wird Steinkohlenbergbau in der Bundesrepublik Deutschland nur noch von sechs Unternehmen getragen . Die Förderung erfolgt in vier Revieren , an der Ruhr , an der Saar , im Aachener und im Ibbenbürener Raum .

Die insgesamt noch vorhandenen bauwürdigen deutschen Vorräte an Steinkohle werden auf ca. 24 Mrd. to geschätzt , die Grenzen des wirtschaftlichen Abbaus liegen gegenwärtig bei 1300 m bei einer Deckgebirgsmächtigkeit von 1000 m .



Der Braunkohlebergbau

Wenngleich hier auf die Schilderung des Erz - und des Kalibergbaus in neuerer Zeit verzichtet wurde , so soll doch wenigstens von der Braunkohle noch kurz die Rede sein . Die Anfänge reichen zurück bis ins 16.Jahrhundert , waren jedoch nur von regionaler Bedeutung ( Tiefbau ) .

Den ersten Auftrieb erhielt die Braunkohle mit der Erfindung der Exterpresse 1859 , mit der die Braunkohle brikettiert wurde . So konnte die veredelte Braunkohle auf große Entfernungen transportiert und abgesetzt werden .

Die größte Absatzchance bekam der Braunkohlenbergbau aber durch den zunehmenden Bedarf an elektrischer Energie , etwa seit Beginn des 20 . Jahrhunderts . Würde es heute zu ernsthaften Störungen im linksrheinischen Braunkohlenrevier kommen , dann gingen im westlichen Europa wahrlich die Lichter aus .

1977 wurden in der Bundesrepublik 106 Mill . to Braunkohle zur öffentlichen Stromerzeugung eingesetzt , das sind 86 % der gesamten Braunkohlenförderung .

Die Flöze sind bis zu 100 m mächtig und oft dicht an der Oberfläche und werden zu 99 , 5 % im Tagebau abgebaut .

Der Abbau war bis 1890 reiner Handbetrieb , bis 1925 teilmechanisiert und ist seit 1955 vollmechanisiert . Seit einigen Jahren sind Schaufelbagger im Einsatz , die eine Tagesförderleistung von 200 . 000 m³ erbringen und von nur fünf Personen je Schicht bedient werden . Heute wird aus deutschen Lagerstätten die größte Menge Braunkohle der ganzen Welt gefördert .

Zahlen für 1977       DDR 245 Mill. to       BRD 123 Mill. to       UdSSR 165 Mill. to

Auch in Zukunft wird sich die Braunkohle ihre Bedeutung zur Energieversorgung bewahren . Dies wird durch den Aufschluß des Tagebaus Hambach I östlich der Linie Jülich - Düren sichergestellt .

Dieser Tagebau , der größte und tiefste der Welt , wird gegenüber den bisher betriebenen Tagebauen mit 330m eine Endteufe von ca . 500 m erreichen und ein Abbaugebiet von 85 km² erfassen .Dabei sollen 2 , 5 Mrd . to Braunkohle abgebaut werden .











Das Ende des Deutschen Kohle-Bergbau's

Nach 1980 verändert sich die Situation im Deutschen Steinkohle-Bergbau aufgrund verschiedener Faktoren mehr oder weniger dramatisch .

Die Stahlproduktion ist rückläufig , die Kohle als Hausbrand oder zur Verstromung wird immer weniger wichtig und die Weltmarktpreise sind konkurrenzlos günstig sodaß die Deutsche Steinkohle überhaupt nur noch verkauft werden kann , weil es Subventionen im großen Maßstab gibt .

Es findet ein Umbau der Industrie statt dahingehend , dass man neue Arbeitsplätze schafft , hauptsächlich in NRW und im Saarland und parallel dazu sukzessive eine Schachtanlage nach der anderen "auslaufen" läßt - wie wir Bergleute sagen .

Der damalige Slogan war : "Niemand soll ins Bergfreie fallen"

oder umgangssprachlich : Es soll niemand arbeitslos werden .

Damit haben die verschiedenen deutschen Regierungen ganz bewußt einen anderen Weg beschritten als Großbritannien .

Hier kam es infolge der rigorosen Massenentlassungen durch die Regierung Thatcher ( 1979-1983 ) zu einem Anstieg der Erwerbslosenquote auf 13,8 Prozent (3,39 Millionen Arbeitslose) .

In der Folgezeit gab es allein in London etwa 300.000 Obdachlose .

Seit 1957 wurden im Deutschen Bergbau an Ruhr und Saar 94 Schachtanlagen , 58 Kokereien und immerhin 21 Brikettfabriken ( Braunkohle ) stillgelegt bzw. geschlossen , das bedeutete eine Freisetzung von etwa 460.000 Arbeitskräften in allen Bereichen vom Management bis zu den ungelernten Hilfskräften .

Die letzte Schachtanlage war die ehemalige Zeche Prosper Haniel in Bottrop im Jahre 2018 .

Geblieben ist uns noch ein Restbergbau im Bereich der Braunkohle in den Revieren Lausitz und im Rheinischen Revier .

Nach den z.Zeit gültigen Plänen soll dieser Bergbau im Jahre 2038 enden . Danach ist der Kohlen-Bergbau in Deutschland Geschichte .